Hallo zusammen,
unser Sohn (fast vier) hat im Kindergarten einige Freunde. Davon ist leider einer etwas speziell.
Er ärgert gern andere Kinder, auch unseren Sohn. Anfangs hat er unseren Sohn nicht geärgert, dann wurde es immer immer mehr. Dieses ärgern wird auch oft körperlich (gestern hat er sich auf unseren Sohn drauf gesetzt, er haut, tritt, haut auch mit Dingen in der Hand auf andere ein). Aber auch nicht körperliches ärgern (Sand in die Mütze tun, mit Sand werfen, etc) ist dabei. Letzteres fänden wir jetzt nicht so schlimm. Aber alles zusammen nimmt unseren Sohn sehr mit und er erzählt oft wie doof er das findet, bzw geht gerade nicht gern in den Kindergarten deswegen.
Das Problem ist, dass sich unser Sohn gleichzeitig viel von dem jungen mitziehen lässt. Schon morgens beim Ankommen, kommt der Junge auf uns zu und redet auf unseren Sohn ein. Da merkt man noch, dass unser Sohn das nicht will und wir können den Jungen versuchen weg zu schicken. Unter dem Tag spielen sie dann aber zusammen, wobei das andere Kind den Ton angibt und "der Chef sein will" (so nennt unser Sohn das). Und dann passiert es immer wieder, dass unser Sohn die Wut abbekommt. Das macht ihn dann natürlich traurig. Solche Vorfälle gibt es fast täglich.
Wir wissen nicht wie wir damit umgehen sollen. Am liebsten wäre uns inzwischen unser Sohn würde nicht mehr mit dem Jungen spielen, sondern lieber sich seinen anderen Freunden zuwenden (davon hat er eigentlich genug). Aber natürlich können wir die Freundschaft nicht verbieten. Privat meiden wir Treffen, im Kindergarten ist das nicht möglich.
Trotzdem wäre uns wichtig, dass unser Sohn nicht immer geärgert wird und auch mal stark genug ist Paroli zu geben (nicht auch zuschlagen sondern erstmal im Spiel mit Worten, sodass auch er mal bestimmt was wir gespielt wird. Und auch dass er in der Lage ist, falls es körperlich wird laut Stopp zu sagen und das Kind von sich weg zu schieben).
Was können/sollten wir hier tun?
Hallo,
jetzt haben meine Kollegin und ich gleichzeitig geantwortet, ohne voneinander zu wissen 😀. Das ist aber nicht schlimm und wir lassen mal beides so stehen. Jetzt haben Sie die gedoppelte Kraft und Sie dürfen sich das herausziehen, was für Sie passt.
Viele Grüße,
bke-Stephan-Bäcker
Hallo FamilyLittle,
ich kann gut verstehen, dass Sie sich Sorgen um Ihr Kind machen. Und mir gefällt gut, was Ihnen meine Kollegin schon geschrieben hat. Jetzt versuche ich, Ihre Fragen zu beantworten. Meine Antoworten sind dabei allerdings keine Wahrheiten, sondern meine Einschätzung und andere Einschätzungen könnten genau so gut passen.
"Wäre es da okay ihm auch mit zu geben, dass es vielleicht kein guter Freund ist?"
==> Meiner Meinung nach ist es ausreichend, wenn Sie mit ihm reden, was ihm gefällt und was ihm nicht gefällt. Eine Bewertung wäre nur dann angebracht, wenn er Ihrem Kind wirklich schadet und dann müssten sich auch die Erwachsenen kümmern.
"Mit der Kita können wir auch nochmal reden."
==> Das fände ich auch gut. Und Sie dürfen. nachfragen, welche konkreten Schritte die Kita unternehmen möchte. Wie Ihr Kind geschützt werden kann.
"Wir würden uns von der Kita wünschen, dass sie unseren Sohn mehr unterstützen seine Grenzen zu wahren. Das Feedback war aber "er spielt ja freiwillig mit ihm und lässt sich mit ziehen" und dagegen kann die Kita nichts machen verständlicherweise. Zwar macht unser Sohn das freiwillig aber fand es dann doch nicht gut, weil er eben immer nur machen muss, was das andere Kind möchte (oder sogar geärgert wird)."
==> Ich halte es für wichtig, dass die Kita das (vielleicht noch einmal) von Ihnen hört.
"Zu ihrer Frage: ja er mag ihn. Jeden zweiten Tag will er ihn zum Geburtstag einladen. Am nächsten Tag darf der Junge dann auf keinen Fall kommen... Das müssen wir raus finden was er an ihm mag."
==> Wenn Ihre Sorgen zu groß sind, dürfen Sie als Eltern entscheiden, ob der Junge eingeladen wird. Und auch mit klaren Worten: Wir möchten nicht, dass der Junge kommt.
"Was kann er tun, wenn er zwar Stopp schreit und sogar seine Arme schützend vor sich hält aber dass andere Kind das ignoriert und weil es stärker ist weiter macht?"
==> Es wäre dann wichtig, dass er zu den ErzieherInnen geht und Hilfe holt. Sollte das nicht gehen, halte ich es für wichtig, dass Sie die Kita möglichst schnell darüber informieren.
Ich glaube, die Fragen sind zumindest mal durchdacht. Können Sie damit etwas anfangen? Und natürlich fände ich es auch super, wenn andere Eltern hier noch Anregungen hätten.
Ihnen schicke ich viele Grüße
bke-Stephan-Bäcker
Liebe Eltern,
Sie möchten ihm helfen und ihn unterstützen. Na klar! Ich finde, dass Sie sehr gut mitbekommen, dass er genauso ambivalent ist wie Sie selbst als Eltern. Das ist sicherlich schwierig und ich kann mir vorstellen dass Sie sich viel darum bemühen und ihm klar machen, dass er Abstand nehmen darf und dass er aus dem Kontakt mit seinem Freund gehen darf. Meistens müssen unsere Kinder durch eigene Erfahrungen lernen sich zu verteidigen und in Verantwortung gehen. Aber mit vier Jahren ist man dazu noch nicht in der Lage und braucht Stärkung, Unterstützung: nicht im Sinne „ich möchte dich retten“, aber sich schon auf die Seite des Kindes stellen, damit es nicht alleine durch muss. Mit vier Jahren auf jeden Fall bedarf es Orientierung und Schutz. Ich glaube nicht, dass durch Ausfragen und viel Reden Sie noch mehr bewirken, aber durchs Zuhören und gemeinsamer Lösungssuche spürt Ihr Kind, dass es nicht alleine damit ist und ernst genommen wird.
„Wäre es da okay ihm auch mit zu geben, dass es vielleicht kein guter Freund ist und er auch nicht machen muss was ihm der Junge sagt, nur weil er dominant ist? Oder soll er das selbst herausfinden?
An dieser Stelle weiss ich nicht, ob es so stimmt, dass es kein guter Freund ist. Für Ihren Sohn ist er vielleicht nich nur schlecht und er lernt etwas auch über sich selbst und eigene wilde Seiten vielleicht kennen? Es ist schwer für Sie, aber wie ist das Ganze für ihn: auch wild und lebendig vielleicht?
Anders sehe ich es mit dem Geburtstag. Diese Ambivalenz mit dem Geburtstag würde ich an Ihrer Stelle dem Sohn erleichtern und die Entscheidung für ihn übernehmen und treffen. Ich finde, dass er noch zu jung ist, um zu entscheiden, wieviele Kinder kommen. Vielleicht haben Sie da eine kreative Idee und können es ihm leichter machen? Sagen Sie ihm zuerst, dass Sie es entscheiden möchten. Wäre es für Sie einfacher? Wie klingt es für Sie?
Auch schreiben Sie, dass es auch für andere Kinder und Eltern belastend ist, wie sich der Junge verhält. Das heisst also, dass Kita auch Blick drauf wirft und das Kind und die Familie über die Verhaltensauffälligkeiten aufklären und hoffentlich etwas unternimmt und anbietet?
Ich gehe nicht auf alle Fragen ein. Tut mir leid. Ich glaube, dass ich zu einigen Fragen ungerne einen Ratschlag geben möchte. Was würde die Kita Ihnen raten? Sie kennen beide Kinder. Wie sollen Sie sich verhalten? Wie erleben Sie Ihren Sohn?
Vielleicht gibt es Eltern, die Sie hier bei uns lesen und einige Ideen dazu haben?
Viele Grüsse
bke-Kira-Morgenthal
Hallo bke-Kira-Morgenthal,
Vielen Dank für die Antwort! Sie haben das Problem voll und ganz verstanden...
Die Idee nochmal mit ihm zu reden, zu überlegen was ihn an dem Jungen fasziniert und wie er Grenzen setzen kann, ist eine gute Idee. Das werden wir versuchen. Wäre es da okay ihm auch mit zu geben, dass es vielleicht kein guter Freund ist und er auch nicht machen muss was ihm der Junge sagt, nur weil er dominant ist? Oder soll er das selbst herausfinden?
Mit der Kita können wir auch nochmal reden. Allerdings ist die Hoffnung nicht mehr so groß. Auch andere Eltern haben hier Probleme mit dem Jungen und sprechen das an. Viel verbessern tut sich nichts. Was alles versucht wird wissen wir nicht und dürfen das auch nicht wissen.
Wir würden uns von der Kita wünschen, dass sie unseren Sohn mehr unterstützen seine Grenzen zu wahren. Das Feedback war aber "er spielt ja freiwillig mit ihm und lässt sich mit ziehen" und dagegen kann die Kita nichts machen verständlicherweise. Zwar macht unser Sohn das freiwillig aber fand es dann doch nicht gut, weil er eben immer nur machen muss, was das andere Kind möchte (oder sogar geärgert wird). Hier habe ich keine Idee, wie das die ErzieherInnen besser helfen könnten.
Zu ihrer Frage: ja er mag ihn. Jeden zweiten Tag will er ihn zum Geburtstag einladen. Am nächsten Tag darf der Junge dann auf keinen Fall kommen... Das müssen wir raus finden was er an ihm mag.
Wir werden mit unseren Sohn reden und auch nochmal mit der Kita.
Was können wir noch tun?
Was dürfen wir unseren Sohn mitgeben? (Darf/soll man sagen dass Abstand gut wäre?)
Welche Strategien können wir ihm vermitteln um "nein" zu sagen?
Was kann er tun, wenn er zwar Stopp schreit und sogar seine Arme schützend vor sich hält aber dass andere Kind das ignoriert und weil es stärker ist weiter macht?
Was machen wir mit der Einladung zum Geburtstag (unser Sohn entscheidet täglich anders ob das Kind dabei sein soll)?
Sie sehen wir haben viele Fragen. Und hoffen Sie können uns einige beantworten.
Guten Morgen FamilyLittle,
schön, dass Sie zu uns gefunden haben. Herzlich Willkommen bei uns im Elternforum!
(K)Ein guter Freund. Das haben Sie richtig eingeklammert, den vermutlich ist es für Ihren Sohn beides.
Das ist sicherlich ein Dilemma bei Ihrem Anliegen und nicht nur für Sie als Eltern, sondern auch für Ihr Kind.
Wie Sie beobachten, lässt er sich gerne mitziehen und kassiert aber dann fieses Verhalten des „Freundes“ und wird von ihm dominiert. Ich kann gut nachempfinden, wie es Ihnen als Eltern zumute ist. Zum Glück hat Ihr Kind andere Freunde und macht auch andere Erfahrungen. Er kann vergleichen und unterschiedliche Erfahrungen mit Kindern machen. Das ist prima! Auch erzählt er Ihnen, wie es ihm damit geht. Das spricht für Ihre Beziehung und gute Bindung. Sie können mit ihm dadurch gemeinsam auf diese spezielle Beziehung zu diesem Jungen schauen und überlegen, was ihn vielleicht fasziniert und was aber ihn dazu motiviert, Grenzen zu setzen und gut für sich zu sorgen, ohne selbst zuzuschlagen. Schwer zu erklären in diesem Alter, aber er öffnet sich und das ist eine gute Grundlage, um ihn zu begleiten.
Folgende Phrase einer Erzieherin hat mir mal geholfen, um das Ganze zu sehen und nicht nur die Not meines Kindes in einer ähnlichen Situation in der Kita: „Wer schlägt ist in der Not“. Es ist Ihnen sicherlich bewusst, dass dieser Junge etwas mitbringt, was in der Kita und natürlich in seiner Familie aufgefangen werden muss und nicht nur von Ihrem Sohn oder anderen Kindern. Er ist in einer Not und sucht Kontakt auf so eine aggressive Art und Weise. Ihr Sohn muss es aber nicht verstehen und braucht auf jeden Fall Abstand und mehr Schutz, sowie eine sichere Grundlage mit Ihnen und auch mit Erzieher:innen, um rechtzeitig „Stopp“ zu sagen. Das ist eine wichtige Erfahrung. Dennoch müssen sich Erwachsene um den Jungen kümmern und mit ihm andere Beziehungsstrategien erarbeiten und auf jeden Fall seine Not zu übersetzen. Ihre Grenzen als Eltern sind dafür auch wichtig. Sie dürfen der Kita melden, wie es Ihrem Kind geht und was Sie als Eltern sich wünschen und erhoffen.
Hören Sie ihm weiterhin zu! Er hat Vertrauen zu Ihnen. Das ist wunderbar. So können Sie mit ihm gemeinsam nach Strategien schauen, wie er Abstand findet. Gleichzeitig ist es wichtig mit der Kita zu besprechen, wie man dem Jungen, der schlägt, hilft und wie man seine Familie unterstützt. Es geht sicherlich nicht nur Ihnen so, aber leider kriegt Ihr Sohn etwas mehr ab, weil er etwas an diesem Jungen auch mag? Kann das sein?
Ich hoffe, dass Sie von dem Austausch mit anderen Eltern hier profitieren und auf unserer Seite einige Ideen und Hilfestellungen finden, um Ihren Sohn zu stärken.
Sonnige Grüsse
bke-Kira-Morgenthal (Moderatorin des Forums)